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Einleitung
Vielleicht lesen Sie diese Broschüre, weil Sie sie von einem Bekannten erhielten. Ein Freund oder Kollege dachte, sie könnte Ihnen hilfreich sein. Unabhängig davon, wie sie in Ihren Besitz gelangte, ein sorgfältiges Studium der Informationen auf den folgenden Seiten kann Ihnen helfen, Tragik und Komplexität von priesterlicher Sexualgewalt und Missbrauch zu verstehen und zu verarbeiten.
Sie mögen sich fragen, warum wir uns für den Begriff „Missbrauch“ entschieden haben. Sprechen wir denn nicht von Frauen und Männern im Jugend- und Erwachsenenalter, die in der Lage sind, eine richtige oder falsche Entscheidung zu treffen? Die Antwort ist einfach: Ja, und wiederum Nein. Ja, weil uns die verschiedenen Umstände, die unser Leben prägen, und die vielen Erfahrungen, die wir auf dem Weg von der Kindheit bis zur Volljährigkeit sammeln, unsere Fähigkeit, klare Entscheidungen zu treffen, schrittweise verstärken; Nein, weil oft übersehen wird, dass Jugendliche wie Erwachsene häufig nicht in der Lage sind, Anzüglichkeiten durch eine Amtsperson zurückzuweisen, besonders wenn diese Person ein Amt innerhalb der Kirche bekleidet.
Nahezu weltweit gilt die Kirche in den Augen der Menschen als Zufluchtsort. Innerhalb ihren Mauern finden wir Trost, Heilung und den Mut, uns den täglichen Prüfungen zu stellen. Die Kirche ist ein sicherer Hafen, in dem die von Gott Berufenen uns Sein Wort nahebringen und uns auf unserem Lebensweg begleiten. Derjenige mit der höchsten geistlichen Autorität, derjenige, dem wir oft blind vertrauen, ist der Pastor. Wird dieses tiefe Vertrauen verraten oder durch unangebrachte sexuelle Annäherungen verletzt, kann das die Beziehung eines Menschen zu Gott nachhaltig beeinflussen. Für die Kirche bedeuten diese Verfehlungen, dass sie sich mit (öffentlichen) Anschuldigungen auseinandersetzen muss. Gleichzeitig wird möglicherweise auch der Glaube nicht betroffener Gemeindemitglieder auf die Probe gestellt.
Doch ist priesterliches Fehlverhalten wirklich Missbrauch? Wörterbücher beschreiben Missbrauch mit Begriffen wie „falsch handhaben, verletzen“ oder „täuschen“. Der Begriff, der mit Bezug auf priesterliche Sexualgewalt am ehesten geeignet erscheint, lautet „schänden durch unerlaubten Geschlechtsverkehr“ (American Dictionary of the English Language, Noah Webster, 1828). Das Verhältnis von Macht, Autorität, Wissen, Erfahrung und Verantwortung zwischen einem Priester und einem Mitglied der Gemeinde ist alles andere als ausgewogen. Aufgrund dieses Ungleichgewichts können wir weder von Gleichheit noch von gegenseitigem Einvernehmen sprechen. Unter diesen Umständen muss jede Beziehung, die zu sexuellen Kontakten führt, immer als Missbrauch angesehen werden.
IST DIES WIRKLICH EIN PROBLEM?
Betrachtet man den aktuellen Forschungsstand, so deuten zahlreiche Studien darauf hin, dass die von Geistlichen ausgeübte Sexualgewalt alarmierende Ausmaße angenommen hat. Allein in den USA beläuft sich die Zahl der Opfer auf mehrere Zehntausend. Ganz klar, dies ist ein Problem erschreckenden Ausmaßes, das ohne Aufschub unsere Aufmerksamkeit erfordert, wollen wir seinem zerstörerischen Potential etwas entgegensetzen.