Sind Sie Opfer?

MEIN PASTOR SAGT, DASS ER FÜR MICH SORGT, MICH LIEBT UND MIR HELFEN KANN! IST DAS FALSCH? ICH BIN SO VERWIRRT!

Zunächst erscheint dieser Gedanke fremdartig oder möglicherweise derart extrem zu sein, dass einige zu der Annahme verleitet sein werden, dass es kaum einen Grund gebe, solch ein Thema anzusprechen. Doch unabhängig davon, ob Sie dem zustimmen, viel zu viele Frauen sind dem verführerischen Charme eines scheinbar fürsorglichen und umsorgenden Mannes in Gestalt ihres  Pastors und spirituellen Leiters zum Opfer gefallen.

Gut möglich, dass einer der Hauptgründe für die weite Verbreitung dieses Problems in der Beziehung zwischen dem Pastor und den Mitgliedern seiner Gemeinde liegt. Das „blinde Vertrauen“, das Frauen und manchmal Männer ihrem Pastor entgegenbringen, macht sie besonders anfällig. Oft vertrauen sie bedenkenlos, in der Annahme, dass ein Pastor ein von Gott berufener und damit ehrlicher Mann sei, der tun werde, was für die Mitglieder seiner Gemeinde das Beste sei. Immerhin ist er ein guter Hirte, von dem wir erwarten, dass er für die ihm Anvertrauten sorgt und sie behütet.

Selbst dann, wenn die Grenzen angemessenen Verhaltens überschritten sind, kann es sehr schwierig sein, genau zu begreifen, was tatsächlich geschehen ist. Was die Betroffene denkt, ist nicht unbedingt das, was sie tun wird. Was den Pastor anbelangt, passen ihre Gedanken nicht zu ihren Taten. Sie wird sich einreden, falsch verstanden zu haben, was in Wirklichkeit vor sich ging. Sie muss sich geirrt haben; gewiss würde ein Pastor derlei Dinge nie sagen oder tun.

Als wäre es nicht schon kompliziert genug, wird Mitgefühl die natürliche Reaktion sein, wenn ein Pastor seine Empfindungen und Probleme mit anderen Frauen zu teilen beginnt. Einige besonders mitfühlende Frauen werden das überwältigende Verlangen verspüren, zu helfen, zu trösten oder des Pastors angeblich verpfuschtes Leben zu richten. Wurde diese unangemessen emotionale Bindung erst einmal aufgebaut, kann der Pastor allmählich und in Raffinesse Keile in das Privatleben des ahnungslosen Opfers treiben, die manchmal zu Eheproblemen führen, und als nächstes die Heilige Schrift verdrehen, um sein Fehlverhalten zu bejahen oder es zu rechtfertigen.

VERGIBT UNS GOTT NICHT UNSERE SÜNDEN?

Erstaunlicherweise rechtfertigen solche Pastoren ihre Taten nur allzu oft mit einem direkten Verweis auf die Bibel. Die sündhafte Geschichte von David und Batseba wird verklärt und dazu benutzt, eine unmoralische Beziehung zu rechtfertigen. Weil Gott David vergab und ihn „einen Mann nach Seinem Herzen“ nannte, zieht der Pastor daraus den Schluss, dass Gott über seine Beziehung ebenso hinwegsehen wird:  Und „da auch ich ein Gesalbter Gottes bin“, wird Er unsere Verbindung ebenso segnen wie Er es bei David tat.

Ironischerweise spart der Pastor den wichtigsten Teil aus: David bereute aus ganzem Herzen seinen Mord und Ehebruch. Er flehte Gott an, ihm zu vergeben und ihn nicht zu verlassen, auf dass er die Folgen seines sündhaften Tuns nicht ohne Reue zu ertragen habe (Psalmen 51). David verlor vier seiner Kinder und die Achtung seines Volkes. Seine Taten wurden auf grausame Art bestraft: Untergang und Leid über viele Generationen hinweg. Die Kunde von Davids Taten soll eine Warnung sein all jenen, die mit dem Gedanken spielen, in seine Fußstapfen zu treten. Sie ist keine Rechtfertigung für sündiges Tun. „Wer sagt: Ich habe ihn erkannt!, aber seine Gebote nicht hält, ist ein Lügner und die Wahrheit ist nicht in ihm.“—1. Johannes 2:4 (Deutsche Einheitsübersetzung)

WAS MACHT MICH SO VERWUNDBAR?

Eine Frau, die bereits Missbrauch oder ein anderes traumatisches Ereignis erfahren hat, kann in ihren Gefühlen extrem verletzbar sein. Ungeheilt und unbeachtet sich selbst überlassen, wird ein verfehlender Pastor leichtes Spiel mit ihr haben. Während nicht alle Pastoren, die eine Verfehlung begingen, bewusst nach einem möglichen Opfer Ausschau halten, haben viele Wiederholungstäter gelernt, die anfälligsten Frauen zu identifizieren und auszunutzen.

Diesen scheint es, als ob der Täter sie besser als jeder andere versteht oder er vieles mit ihnen gemein hat. Das liegt nicht unbedingt daran, dass er mit ihnen auf derselben Wellenlänge liegt, sondern vielmehr daran, dass anfällige Frauen gemeinsame Verhaltensmuster miteinander teilen, die leicht erkannt und angepeilt werden können.

MEIN PASTOR SAGT, DASS ER MICH LIEBT.

Selbst wenn er Ihnen sagt, dass er nie zuvor eine solche Liebe empfunden hat und dass er ohne Sie nicht leben kann, ist eine emotionale Bindung keine Liebe. Liebe ist eine Entscheidung, eine Wahl, eine Richtschnur. Von ihm kommend können solche Worte im romantischen Sinn nie richtig sein. Wahre Liebe kommt allein von Gott und basiert nicht auf verwirrten Gefühlen, die uns verleiten können, Sein Wort zu verletzen. Falls der Pastor Ihnen wahrhaft helfen will, wird er Sie niemals verletzen, indem er sich eine körperliche Beziehung wünscht. Eine wahre Liebesbeziehung basiert nicht auf Lügen,  Ehebruch und Täuschung.

Denken Sie daran, Sie suchten ihn auf, weil Sie glaubten, dass er Ihnen helfen könne.

Ihr Anliegen war nicht, eine „Beziehung“ mit ihm einzugehen.  Außer Ihren eigenen Problemen lasten jetzt auch noch die seinen auf Ihnen. Dies ist Teil dessen, was priesterlichen Missbrauch so grausam macht. Denken Sie daran, dass er die Verantwortung trägt, nicht Sie.

WIE KOMME ICH DARÜBER HINWEG?

Beginnen Sie, indem Sie zu Gott beten, Ihn um Vergebung Ihrer Sünden und Erkennen der Wahrheit bitten. Bitten Sie Ihn um die Heilung Ihrer Seele, Ihres Geistes, Ihres Körpers. Bitten Sie Ihn, Ihnen dabei zu helfen, die durchlebten Schwächen und den Schmerz zu überwinden. Das Wort Gottes verspricht: „Und alles, was ihr im Gebet erbittet, werdet ihr erhalten, wenn ihr glaubt.“ (Matthäus 21:22, Deutsche Einheitsübersetzung). Er wird  Ihnen bereitwillig und mit Freuden alles geben, um das Sie Ihn bitten, solange es im Einklang mit Seinem Willen ist, und mehr als das! Er ist mehr als willig und mächtig, Ihnen ein reines Herz mit auf den neuen Weg zu geben. Suchen Sie einen christlichen Berater auf, ziehen Sie Ihren Ehemann ins Vertrauen, melden Sie den Vorfall der Kirche oder sprechen Sie mit einem engen Freund, einer engen Freundin.

ER DROHT MIT SELBSTMORD, FALLS ICH DIE „BEZIEHUNG“ BEENDE. WAS SOLL ICH TUN?

Diese Falle ist bloß eine weitere Art der Manipulation. Sagen Sie ihm, dass Sie für seine Taten nicht verantwortlich sind—egal, für was auch immer er sich entscheiden mag. Denken Sie daran, nicht Sie haben ihm das angetan; er tut es Ihnen an. Es wird Zeit, die Wahrheit zu erkennen!