Sind Sie Seelsorger?

ES GEHT EIN BESONDERER ZAUBER VON IHR AUS. IST DAS FALSCH? KANN DAS RICHTIG SEIN?

Im Verlauf Ihrer Seelsorge sind Sie aufgerufen, anzuleiten, zu führen und vielen verwundeten Seelen den Weg zur Quelle des Heils zu weisen. Einige dieser Seelen werden Frauen sein, die Ihnen Respekt entgegenbringen und Sie als einen freundlichen Gottesmann ansehen, der für sie sorgt und ihnen bei schwierigsten Problemen hilfreich zur Seite steht. Es ist nur zu verständlich, dass sie sich in ihrem Vertrauen langsam öffnen und ihre intimsten Gedanken und Gefühle mit Ihnen teilen. Wenn es erst einmal so weit ist, wird ihre Begegnung eine neue Dimension erreichen, eine, die eine emotionale Bindung zu ihnen aufbaut, die außerhalb dieses beruflichen Umfelds so nicht hätte aufgebaut werden können. Ihrer Verantwortung obliegt es, dieses Vertrauen nicht zu missbrauchen.

Schwierigkeiten können sich ergeben, falls Sie sich zu einer Gesprächspartnerin hingezogen fühlen. Sie ersucht Sie dringend um Rat, und in dem Maße, wie Ihr Verständnis für ihre Probleme und einzigartige Persönlichkeit wächst, wird Ihre Zuversicht wachen, ihr helfen zu können. Den Heiligen Geist in sich spürend, nimmt die Reise auf dem Weg zum Heil ihren Anfang, aber ziehen Sie klare Grenzen, auf dass die Reise nicht in einen Abgrund führt.

Falls Ihr Respekt der Bewunderung körperlicher Vorzüge weicht, dann bewegen Sie sich auf sehr dünnem Eis. Wenn Sie erst einmal das Verlangen nach Intimität verspüren, sollten Sie innehalten und gewissenhaft überlegen, welche Richtung Sie gerade einschlagen. Selbst falls sich erste positive Schritte in Richtung Heilung vollzogen haben, ist es ein zu hohes Risiko, ihre Treffen fortzusetzen, den größeren Schaden eines Missbrauchs zu riskieren und das tiefe Vertrauen zu verletzen. Halten Sie inne und verweisen Sie sie an eine qualifizierte Kollegin, bevor es zu spät ist. Falls Sie die Grenze zum Missbrauch überschreiten, werden Sie das Vertrauen zerstören.

Ganz egal, wie sehr Sie die Frau bewundern oder herbeisehnen, sie ist nicht Ihre Frau und wird es niemals sein. Weihen Sie sie nicht in Ihre Gefühle ein. Versuchen sie nicht, ihr weiszumachen, dass es irgendwie Gottes Wille sei, dass Sie zusammen sind. Falls Sie das tun, begehen Sie eine bewusste Sünde unter dem Deckmantel, ein Mann Gottes zu sein, was eine Verzerrung der Wahrheit wäre.

Wenn sich jemand derart von Gott abwendet, kehrt derjenige oft nicht mehr zurück. Wollen Sie wirklich soweit gehen? Wollen Sie, dass ein Mensch Ihretwegen strauchelt?

Als Geistlicher stehen Sie in der Verantwortung, höchsten moralischen Ansprüchen zu genügen. „Nicht so viele von euch sollen Lehrer werden, meine Brüder. Ihr wisst, dass wir im Gericht strenger beurteilt werden.—Jakobus 3:1“

Einige Pastoren halten sich für die Ausnahme von der Regel. Ihr Dienst im seelsorgerischen Amt mag sehr erfolgreich sein und sie glauben, sie seien etwas besonderes, weil sie Gottes Segen in ihren Erfolgen sehen. Sie reden sich ein, dass Gott über ihre scheinbar „kleinen Taktlosigkeiten“ hinwegsehen wird, weil das Gute, das sie für Sein Königreich tun, einen möglichen Schaden bei Bekanntwerden ihrer  „geringen Fehler“ bei weitem überwiegt. Getrieben von sündhafter Lust schlagen sie einen Weg ein, auf dem es keine Rückkehr gibt.

Gott nimmt Sie stärker in die Pflicht, weil Sie Ihn in Seiner Kirche vertreten. Er wird diese Sünde nicht gering erachten. Sie sollten dies genauso wenig tun.

ICH HABE MICH NIE DERART GELIEBT GEFÜHLT.

Es ist nicht klug, solche Worte von sich zu geben, selbst falls Sie so empfinden sollten. In dieser Situation ist es eine Form von emotionaler Manipulation und Kontrolle. Sie werden die Frau mit dem, was Sie sagen, nur verwirren. Sie braucht Ihre Hilfe; verletzen Sie nicht ihr Vertrauen.

Ganz gleich, was Sie fühlen mögen, ihr so etwas zu sagen, kann in keinster Weise richtig sein!

ABER ICH BIN SO GLÜCKLICH.

Gott will Sie glücklich sehen, aber eine unmoralische Beziehung steht weder im Einklang mit seinem Wort noch mit seinem Willen. Derart sündigend, werden Sie den lebenslangen Respekt und Ihr geheiligtes Amt, in das Gott sie berufen hat, zu Grunde richten. Sie sind der Hüter seiner Herde und als Hüter haben Sie über alle seine Gläubigen zu wachen. Werden Sie bitte nicht zu einem Wolf im Schafspelz.

IHR MANN BEHANDELT SIE NICHT, WIE SIE ES VERDIENT. ICH SCHON.

Ist es deswegen richtig, selbst wenn das zu stimmen scheint? Wie können Sie jemals eine wahre Liebesbeziehung zu ihr eingehen, wenn sie auf Lügen, Ehebruch und Täuschung beruht?

Sie zu ermutigen, ihren Mann zu verlassen anstatt ihre Ehe kitten zu helfen, bricht das heilige Versprechen, das Sie, ein Geistlicher, abgegeben haben. Ihrer Verantwortung obliegt es, ihre Ehe kitten und bewahren zu helfen.

Selbst falls sie bereit wäre, ihren Mann für Sie zu verlassen, wie könnte sie Ihnen mit dem Wissen um Ihre trügerischen Machenschaften jemals trauen?

WIE SIE VERHINDERN, EINE SOLCHE SÜNDE ZU BEGEHEN:

    1. Wenden Sie sich an eine Vertrauensperson, mit der Sie offen über Ihre Schwächen reden.
    2. Lassen Sie die Bürotür geöffnet und ziehen Sie nicht die Vorhänge zu.
    3. Bleiben Sie stets auf Ihrer Seite des Schreibtisches.
    4. Vermeiden Sie selbst flüchtige Berührungen.
    5. Beraten Sie nur Paare oder Angehörige desselben Geschlechts.
    6. Nehmen Sie nie an, dass Sie nicht anfällig seien. Unter ungünstigen Bedingungen erliegt jeder Pastor der Verführung und dem Missbrauch seiner Macht.

Um sich das vor Augen zu halten, stellen Sie sich folgendes vor: Ein Arzt würde in seinem finanziellen Interesse einem kranken Patienten nutzlose Medizin verschreiben, statt den Patienten zu heilen. Wie falsch das wäre, sollte Ihnen klar sein.

Eine Situation von Pastor und Gemeindemitglied ist jedoch schwieriger zu überschauen, weil sie sowohl Gefühle und Emotionen als auch eine geistliche Komponente enthält. Wenn eine Frau ihren Pastor um geistlichen Rat ersucht, und er stattdessen die Wahrheit verdreht, um die Frau emotional und körperlich auszunutzen, wie kann das etwas anderes als Missbrauch sein?

Allgemein anerkannt ist, dass manchmal eine Frau hinter einem Pastor her ist. Sie scheint sich wegen seines gesellschaftlichen Ansehens zu ihm hingezogen fühlen. Sie verführt ihn, und allem Anschein nach „strauchelt“ er.

Eine Frau kann sich tatsächlich von einem bestimmten Pastor angezogen fühlen, aber die wichtige Frage bleibt doch: Würde sie „hinter ihm“ her sein, falls er nicht der Pastor wäre? Erwiesenermaßen ist das nicht der Fall. Jedoch, falls es so wäre, müsste der Pastor erkennen, dass sein geistliches Amt es ist, das ihn so attraktiv erscheinen lässt, und dass er ohne dieses Amt kein lohnendes Ziel für eine solche Frau wäre. Aber dessen ungeachtet bleibt die Tatsache bestehen, dass ein Pastor oder sonst ein geistliches Oberhaupt immer und – unter allen Umständen – dafür verantwortlich ist, sichere und angemessene Grenzen zu seinen Gemeindemitgliedern zu wahren.

DER PASTOR IST SCHLIESSLICH AUCH NUR EIN MANN.

Wir alle machen Fehler. Worin liegt der Unterschied? Falls ein anerkannter Berater oder Therapeut mit einer seiner Klientinnen eine sexuelle Beziehung aufbaute, würde er damit eine Straftat begehen. Er würde seine Lizenz verlieren und möglicherweise mit Gefängnis bestraft. Das Gleiche trifft auf eine Beziehung Arzt-Patient oder Lehrer-Schüler zu. Es verstößt gegen die Berufsethik und manchmal gegen geltendes Gesetz. Wie viel größer muss das Vergehen bei einem Pastor sein, der nicht nur geistliche Autorität und Macht besitzt, sondern auch berufen ist, auf Grund des geheiligten Amtes, das er innehält, und des Einen, den er repräsentiert, ein höheres Maß an Vertrauenswürdigkeit zu beweisen! Es ist ein geistliches Verbrechen höchster Tragweite. Ein Fehler wie dieser, begangen von jemandem, der den Erlöser vertritt, kann nicht auf dieselbe Stufe mit jemandem ohne diese Berufung, Position oder Erfahrung gestellt werden. Gott verlangt von seinen Stellvertretern, ein besseres und makelloses Vorbild zu sein. Ein Pastor ist nicht „bloß ein Mann“. Er ist von Gott ins Amt berufen, an Christi Statt Seinem Volk beizustehen. „Wir sind also Gesandte an Christi statt, und Gott ist es, der durch uns mahnt. Wir bitten an Christi statt: Lasst euch mit Gott versöhnen!„ (2. Korinther, 5:20)

Wenn ein Pastor oder Seelsorger ein Verhältnis mit einem Gemeindemitglied eingeht, meinen viele, dass es sich um eine „Affäre“ handle.

Nichts könnte falscher sein! 

„Wenn Geistliche das in sie gesetzte Vertrauen missbrauchen und Menschen in das Verderben führen, laden sie sich mehr Schuld auf wie der gemeine Sünder, denn ihre Berufung ist höher“ – Testimonies for the Church, Volume 5 (dt. Zeugnisse für die Gemeinde, Band 5)

ERKENNEN SIE DIE WARNSIGNALE?

    1. Freuen Sie sich auf eine Sitzung mit einer bestimmten Frau, die Sie um Rat ersucht? Warum?
    2. Träumen Sie davon, dass die Frau ungebunden sei und sie ihr „Was wäre, wenn …“-Fragen stellen?
    3. Treffen Sie sich mit der Frau zu anderen als den regulären Zeiten? An ungewöhnlichen Orten?
    4. Beenden Sie Ihre Sitzungen pünktlich oder schauen sie bei manchen nicht auf die Uhr? Lassen Sie bei manchen Terminen deren Ende offen?
    5. Gewähren Sie Ihrer Frau oder Sekretärin den Einblick in Ihren Terminkalender (natürlich unter Wahrung der Schweigepflicht)?

Vertrauenswürdigkeit ist nicht nur wertvoll, sondern unerlässlich.

Anmerkung: Missbrauch geht nicht immer von Pastoren aus. Das Gleiche gilt für jeden mit geistlicher Autorität (Kirchen-Ältester, Diakon, Lehrer, usw.), ob angestellter oder ehrenamtlicher Mitarbeiter.